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Buchsätze: Interview mit Danny Beuerbach

Buchsätze: Interview mit Danny Beuerbach

Eine kurze Internetrecherche zur Persona Danny Beuerbach ergibt viele Treffer zu der erstaunlichen Tatsache, dass er Kindern professionell und kostenfrei die Haare schneidet – unter der Bedingung, dass sie währenddessen für ihn vorlesen. Diese ungewöhnliche Initiative macht ihn weltweit vermutlich zum einzigen Friseur, der sich ernsthaft durch seinen Beruf aktiv in der Leseförderung einsetzt, und dabei auch noch die Hauptfigur in einem Ravensburger Kinderbuch „Der magische Frisör“* ist. Seit seiner Ausbildung im Jahr 2003 hat er weltweit in renommierten Salons und als Gastfriseur bei Fotoshootings, Magazinen und Fashion-Shows gearbeitet. Seit 2013 lebt er München, wo er aktuell als Hairstylist tätig ist und für eine Vielzahl an Vorlesefriseur-Events gebucht wird, bei denen er Kindern und deren Eltern die Freude am (Vor-)Lesen vermittelt.

In drei Worten: Was zeichnet Deine Arbeit und Dich aus?

Ehrgeiz, Feingefühl, Liebe.

Wie sieht ein typischer Tag bei Dir aus? Oder gibt es den gar nicht?

Einen typischen Tag gibt es nicht, trotz Struktur und Vorausplanung. Was aber auch daran liegt, dass ich ja hauptsächlich mit Menschen arbeite. Wer es kennt und wer mit Menschen arbeitet, weiß wie es ist – da passiert immer was – auch außerplanmäßig! Was ja irgendwie auch gut ist; so wird es einem auch nie langweilig. Die schönsten Tage sind jedoch die, an denen ich viel Zeit mit und für meine Tochter habe. Mal mit – mal ohne Buch.

Was liebst du an Deiner Arbeit und worauf könntest Du verzichten?

Das Schönste an meiner Arbeit, ist die Arbeit selbst. Da fühl ich mich sicher. Da bin ich ich. Viele, die mich nur aus dem Salon kennen oder vom Teppich – halten mich für ausgeglichen und selbstbewusst. Wer mich besser kennt, weiß, dass ich fern ab von Kamm und Schere eine kleine nervöse, sensible und auch an sich selbst zweifelte Wust bin. Beim Haare schneiden, ist das jedoch anders. Da bin ich mir in allem sicher, da bin ich ruhig und fühl mich frei.
Verzichten würde ich gerne auf Kunden, die das Wort „Dienstleistung“ nicht verstehen. Welches sich aus Dienst & Leistung zusammensetzt – gerne aber mal mit „dienen“ verwechselt wird, kurz gesagt: auf Arroganz kann ich gut verzichten.

Was war das Verrückteste, was Dir je in Bezug auf die Buchbranche passiert ist?

Ich sag es mal anders: Das Verrückteste für mich, und hier muss ich ausholen – ist das Gesamtpaket; sprich – mein eigener persönlicher Werdegang als Vorlesefriseur. Denn anfangs war ja alles nur eine Idee, eine Idee, bei der es nicht immer leicht war, andere zu überzeugen. Die Kontaktaufnahme zur Buchbranche schien fast unmöglich. Doch ich habe nicht aufgegeben, habe einfach weiter gemacht. Und letztendlich, und im wahrsten Sinne damit Türen eingerannt.

Und heute, also mittlerweile schaut es ganz anders aus. Da kenne ich viele Verleger und Verlegerinnen persönlich. Autor:innen melden sich und schicken mir signierte Bücher. Da kann es auch schon mal passieren, dass man auf einen Paul Maar, Jörg Hilbert oder auf Frauke Angel trifft, um gemeinsam zu essen oder ein Cappuccino zu schlürfen. Zuletzt stand Sabine Bohlmann im Salon. Alles Menschen, die ich einst nur vom Buchcover kannte. Oder plötzlich wirst du ausgezeichnet, gewinnst Leseförderungspreise, sitzt irgendwo in der Jury oder bist Schirmherr einer Buchmesse. Das ist alles so verrückt! Das sind alles Highlights, die ich mir so nie gewagt hätte zu erträumen.

Welches Buch/welcher Autor hat Dich durch Deine Kindheit/Jugend begleitet?

Ich wünschte, ich hätte eines gehabt. Hatte ich aber nicht. Ich muss auch dazu sagen, dass ich erst spät zum Lesen gefunden habe. Erst viel später und mit dem Buch „Der Alchimist“ von Paulo Coelho habe bemerkt, welche Macht Bücher haben.

Was liest Du zurzeit?

Aktuell lese ich 3 Bücher parallel. „Ein Bär will nach oben“* von William Kotzwikel, ist sozusagen mein „U-Bahn Buch“ – das lese ich immer, wenn ich U-Bahn fahre. Das zweite Buch „Von hier betrachtet sieht das scheiße aus“* von Max Osswald liegt auf Toilette – kein Witz. Und das dritte Buch, ist mein Sonntagsbuch: „Mein Herz so weiß“* von Javier Marias.

Was wünschst Du Dir für die Zukunft? Für die Buchbranche im Allgemeinen und für Dich?

Im Allgemeinem wünsche ich mir den Weltfrieden und genug Brot für alle. Und für mein Projekt, wünsche ich mir, dass Leseförderung noch salonfähiger wird. Es wäre großartig, wenn irgendwann daraus eine größere Bewegung wird, und es dann mal ganz normal ist, dass Kinder mit einem Buch in der Hand zum Friseur gehen und dafür belohnt werden.

Und für die Buchbranche? Puh! Gute Frage – ich wünsche mir von der Buchbranche, trotz Geschäft und der Pflicht positiv wirtschaften zu müssen, mehr Ernsthaftigkeit und Authentizität. Gerade beim Thema Leseförderung!

Ganz lieben Dank, Danny für das Interview.

PS: Mit „Waschen, Schneiden, Lesen – BOOK A LOOK and read my book“ setzt sich der Münchner Hairstylist mit viel Engagement für die Leseförderung von Kindern und Jugendlichen ein. Dafür ist er in Buchhandlungen, Bibliotheken, Kindertagesstätten und auf Lesefestivals oder Buchmessen in ganz Deutschland unterwegs. Mehr über Danny Beuerbach und seinem Herzensprojekt findet ihr unter BOOK A LOOK _ and read my book, auf Facebook und Instagram.

Bildquelle: © Danny Beuerbach / BOOK A LOOK and read my book / © Ravensburger

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